KUNSTHISTORISCHE BETRACHTUNG


Kunsthistorikerin SUSANNE ECKER

zu den Arbeiten von BÄRBEL GRUB-HAPKE

 

 

Bärbel Grub-Hapke's Bilder zeigen uns zuweilen nicht nur Winde, nicht nur Böen, sondern Orkane und reißen das Weltbild aus seinen Fugen. Kriegsereignisse, menschliche Dramen, das Aufstehen nach dem tiefen Fall – all das dringt in ihren Freiraum der Malerei genauso ein wie das Erlebnis positiver Kräfte, die aufbauen und gestalten wollen, die eine Struktur bilden, an der sich die Seele als Sinnbild geistiger Kraft aufrichten kann.

Ihre Ausbildung als Innenarchitektin und ihre Studien haben handwerklich die Basis geschaffen, um die Zeichnung und die Malerei als Medium nutzen zu können. Aber der Antrieb zur künstlerischen Arbeit kam aus ganz anderen drängenden Fragen, die Antworten suchten, die „Gewichte“ brauchten, um sich auszuloten und ein seelisches Gleichgewicht herzustellen zu können.

 

So finden sich in ihren Bildern immer graphische Strukturen, die ein Gerüst schaffen, das für die Künstlerin in ihrem bildnerischen Erleben Struktur, Ordnung und Klarheit bedeutet. Dazwischen entstehen Farbräume, die Stimmungen und Atmosphärisches einfangen, so dass die Bilder auf zwei Ebenen erzählen – hier mit der Bestimmtheit der Linien und dort mit der Verträumtheit der Flächen. In diesem Spannungsfeld wird vieles möglich – fließend sind die Übergänge zwischen Gegenständlichem und Abstrakten. Will heißen, hinter manchem Liniengerüst erscheint erst bei längerem Hinsehen ein Kopf oder eine Gestalt.

 

Deshalb spricht Bärbel Grub-Hapke gerne von Dynamik. Und sie spricht nicht nur von ihr, sie erfährt sie beim Malen. Sie hat ihr Handwerk gelernt und geübt. Aber nun dient es ihr. Sie arbeitet oft mit ihrem ganzen Körper, aus der großen Geste und ohne Abzusetzen. Auch das ist eine Form der Verinnerlichung – die menschliche Bewegung wird wie ein Tanz gleichsam auf die Leinwand gebannt und das Spannende daran ist, dass wir als Betrachter die Dynamik wieder herauslesen und nachempfinden können. Es ist die Sprache der Linien und der Farben, die herausfordert und zugleich befreit. In ihr ist für die Malerin alles geborgen, was im Freiraum der Seele tagtäglich darauf wartet, bearbeitet zu werden.

 

 

Und da ist noch etwas, das Bärbel Grub-Hapke in ihrer künstlerischen Arbeit wichtig ist:

die Demut. Sie gibt ihr vor, dass sie keine „Macherin“ ist, die ein künstlerisches Ziel erreicht hat. Es ist ihr Weg in der Malerei, der zugleich ihr Ziel ist. Das heißt: Es gibt kein Ankommen. Nie. Es gibt nur ein Weitergehen. Von Freiraum zu Freiraum, von der Ungewissheit des Morgen zu der Ungewissheit des Übermorgen. Ein Tagebuch der inneren Reise. Aber dazwischen steht die Zuversicht, die die Kunst dem Menschen bietet, wenn er sich auf sie einlässt:  trotz aller Unsicherheit in ihr geborgen zu sein!

  SUSANNE ECKER